Kyle Gray - Sei ein Licht für die Welt
Manche Begegnungen im Leben berühren nachhaltig. Eine davon war mein Treffen mit dem schottischen Medium Kyle Gray beim Wrage-Event in Basel, Schweiz. Kyle ist nicht nur ein ziemlich cooler Typ, er redet auch ohne Unterlass mit einem derben schottischen Akzent und hat eine inspirierende Verbindung zu den Engeln und allem Göttlichen. Außerdem räumt der 26-jährige mit seinen wilden Tattoos, Piercings und abrasierten Haaren mit jeglichem Schubladendenken auf, denn hauptberuflich ist Kyle ein Engelmedium. Für mich eine große Freude festzustellen, dass da draußen immer mehr Lichtarbeiter sind, die sich nicht länger verstellen.
Kyle, Du bist das jüngste Engelmedium Großbritanniens und reist mittlerweile um die ganze Welt, um Menschen zu helfen. Wie fing Dein Kontakt mit den Engeln an?
Ich war vier Jahre alt, als es so richtig losging. Es gab eine Serie von Ereignissen die das, sagen wir mal, vorbereitet haben. Meine Großmutter, mit der ich eine sehr innige Verbindung hatte, erkrankte schwer und ich bekam zeitgleich einen Virus und saß plötzlich im Rollstuhl. Während es mit meiner Gesundheit bergauf ging, nahm die meiner Großmutter weiter ab und sie musste ins Krankenhaus. Eines Morgens, vielleicht drei oder vier Tage vor meinem ersten Schultag, wachte ich in der Frühe auf und meine Großmutter stand in meinem Zimmer. Sie kam zu mir und streichelte sanft meinen Rücken. Es war ein unglaublich liebevoller Moment. Einige Stunden später erfuhr ich dann von meinen Eltern, dass sie gegen 5 Uhr morgens im Krankenhaus verstorben war.
Welche Gefühle hast Du rückblickend auf dieses Erlebnis?
Es war wirklich äußerst seltsam. Meine Eltern standen ja selbst noch unter Schock. Ich verstand nicht, wie es sein konnte, dass meine Oma gestorben war, wenn sie doch eben erst bei mir im Zimmer stand. Mir wurde schließlich beigebracht, wenn jemand in den Himmel geht, sieht man diese Person nicht wieder, bis man selbst in den Himmel kommt. Das hat mir ziemliche Kopfschmerzen bereitet (lacht).
War das ein Aha-Moment in Deinem Leben?
Das kann man so sagen, denn von da an erhielt ich nachts ziemlich viel Besuch.
Dachtest Du nicht, dass es sich dabei um Träume handelt?
Ich kam ehrlich gesagt gar nicht erst dazu zu schlafen. Ich lag im Bett und sah alle diese Personen und Schatten um mich herum. Ich wusste überhaupt nicht, was los war. Ich spürte zwar, dass sie etwas wollten, konnte aber nicht verstehen, was sie sagten. Das hat mich unglaublich erschrocken und für Jahre konnte ich nur mit eingeschaltetem Licht im Zimmer schlafen.
Was genau nimmst Du wahr und inwieweit hat sich das seit Deiner Kindheit verändert?
Als Kind habe ich das sehr ungefiltert erlebt. Ich streichelte und spielte mit einem Hund, nur um dann zu erfahren, dass dieser vor 15 Tagen gestorben war. Es waren sehr klare und sehr physische Erfahrungen. Nachts tauchten über Jahre immer wieder diese Schatten auf. Dazu litt ich unter schlimmen Kopfschmerzen und musste jeden Morgen Beta-Blocker und Schmerzmedikamente nehmen, die mir der Arzt verschrieben hatte. Verrückt, oder? Das alles hörte eigentlich erst auf, als ich 15 Jahre alt war und die Engel entdeckte.
Wie kam es dazu?
Ich bekam ein Buch von Diana Cooper in die Hände und habe es sprichwörtlich inhaliert. Am Ende des Buches gab es eine Anleitung wie man den Engeln begegnet. An dem Tag, als ich herausfand, dass Engel uns helfen, habe ich intensiv um Schutz gebeten. Die Migränen kamen danach nie wieder.
Wann bist Du Deinem eigenen Schutzengel begegnet?
Ich habe meinen eigenen Schutzengel erst mit 20 Jahren gesehen. Zuvor habe ich die Engel immer gehört. So hat sich mir mein Schutzengel erst nur akustisch mit Namen vorgestellt. Nur um ganz sicher zu gehen, habe ich damals gesagt, er solle seinen Namen buchstabieren (lacht).
Dein Schutzengel soll aussehen wie US-Präsident Barack Obama. Was ist da los?
Ich habe keine Ahnung (flüstert). Als ich Barack Obama erstmals im Fernsehen sah, dachte ich nur “Heilige Scheiße, mein Engel will Präsident der USA werden.” (lacht). Es stimmt wirklich. Ich habe ihn auch auf meinem linken Oberarm tätowiert. Mein Engel sieht Obama wirklich sehr ähnlich, ist aber viel dunkler. Wunderschön. Und seine Augen leuchten wie Feuer.
Du hast bereits als Jugendlicher angefangen, mit den Engeln zu arbeiten und Menschen zu helfen. Damit bist Du in Deiner Heimat Glasgow schnell bekannt geworden.
Ich gebe den Engeln die Möglichkeit, sich mitzuteilen und mein Herz war früh weit offen für alles, was durchkommen sollte. Ich hatte dabei natürlich recht wenig Lebenserfahrung. Es gab bei mir keinen inneren Filter und alle Informationen, die ich erhielt, sprach direkt ich eins zu eins aus. Ich berichtete Menschen beispielsweise unvermittelt, wenn die Engel mir von ihren Affären erzählten. Heute bin ich da sehr viel diplomatischer (lacht).
Wie fasst Du Deine Arbeit zusammen?
Alles was ich bin, ist nur die Stimme. Und als diese Stimme fühle ich mich unglaublich gesegnet.
Was möchten die Engel uns mitteilen?
Sie erinnern und schenken uns immer wieder das Gefühl der allgegenwärtigen Liebe. Sie helfen uns, unsere Herzen für diese Liebe zu öffnen und offen zu halten.
Was nimmst Du von den Engeln um uns herum wahr? Nun, es ist so, dass die Engel uns Menschen mit einer unglaublichen Faszination begegnen. Unsere Schutzengel sind absolut fasziniert von uns. Sie lieben uns aus vollem Herzen, und zwar genauso wie wir sind. Dabei gibt es so viele Menschen, die sich nicht angenommen fühlen oder sich selbst nicht lieben. Ich treffe oft Personen, die ein Problem mit diesen Themen haben. Und dann steht dort dieser fantastische, wunderschöne Engel neben ihnen und liebt sie mit so viel Inbrunst. Wir können denken, dass irgendetwas mit uns nicht stimmt oder uns etwas zum Glück im Leben fehlt, doch die Engel sehen uns immer als Ganzes, als völlig heil. Ist das nicht wunderschön? Manchmal bringt mich das zum Weinen.
Was empfiehlst Du allen, die sich näher mit den Engeln beschäftigen möchten? Als erstes ist es sicherlich wichtig, sich dem Gedanken an Engel um uns herum zu öffnen. Wenn man das schafft, ist man innerlich bereit für ein Erlebnis mit den Engeln. Dazu empfehle ich das Gebet: “Danke Engel, dass Ihr mich an Eure Anwesenheit erinnert.” Wenn man schon mit den Engeln in Kontakt steht, empfehle ich zusätzlich das Gebet: “Danke Engel, dass Ihr mir zeigt und mitteilt, was ich wissen muss”. Das ist sehr kraftvoll. Die beiden sind meine liebsten Gebete und ich spreche sie jeden Tag.
Was ist die Kunst des Betens für Dich?
Für mich ist ein Gebet wie die Öffnung eines Raumes, um zu empfangen. Genau in dem Moment, in dem ein Gebet gesprochen wird, erlauben wir uns zu empfangen. Das ist auch der Grund, warum ich weiß, dass meine Gebete bereits beantwortet wurden.
Wie sieht ein normaler Tag in Deinem Leben aus?
Ein normaler Tag beginnt mit Yoga. Dann mache ich eine fünfminütige Meditation, lege meine Hände leicht geöffnet auf meine Knie und sage: Ich bin jetzt offen, das zu empfangen, was das Universum für mich bereithält. Und dann lasse ich es einfach für einige Minuten durch mich fließen und empfange wirklich nur. Danach folgen meist noch einige Ashtanga-Yogaübungen und dann erst startet mein Tag so richtig. Normalerweise treffe ich etwa vier Klienten in meinem Büro in Glasgow für Engel-Readings. Dann erledige ich die Post. Zwei Mal die Woche gehe ich zu “Absolut Yoga”, einer Mischung aus Ashtanga- und Bikram-Yoga. Und an den anderen beiden Wochentagen unterrichte ich selbst Yoga-Klassen, denn ich bin auch ausgebildeter Ashtanga-Lehrer.
Inwieweit hilft Dir das Yoga für Deine Arbeit?
Yoga hilft mir unglaublich gut dabei, ins Jetzt zurückzukehren. Mit etwas so Konzentriertem und Kraftvollem wie Yoga gibt es keine Chance, innerlich auszusteigen. Bei den Übungen muss man wirklich in seinem Körper ganz im Hier und Jetzt sein.
Ist das körperliche Erleben eine wichtige Lehre auf Deinem persönlichen Weg?
Auf jeden Fall. Ich studiere den “Kurs im Wundern” und dort wird gesagt, “Du bist nicht dein Körper.” Und natürlich verstehe ich, was damit gemeint ist, doch manchmal bringt mich das auch in einen Konflikt. Denn jetzt in diesem Moment bin ich schließlich hier in diesem menschlichen Körper. Ich war früher sehr übergewichtig und wenn ich heute zurückschaue, war ich damals nicht wirklich in meinem Körper. Ich habe mich von sehr schwerem Essen ernährt. Als ich begann, Gewicht zu verlieren, spürte ich, dass alles viel klarer für mich wird. Heute ernähre ich mich mit vielen Kohlenhydraten, aber wenig Fett und für mich persönlich klappt das wunderbar. Ich glaube, wir alle können herausfinden, was gut zu uns passt und uns nährt.
Spürbar gibt es eine neue Generation von Medien und Unterstützern in unserer Welt. Lehren werden mit mehr Lockerheit und Leichtigkeit weitergegeben. Wie nimmst Du diesen Shift wahr?
Ich persönlich denke, es geht zurück zu den Wurzeln. Wenn die Dinge zu esoterisch und kosmisch werden, ist das zu weit da draußen. Damit ist nichts verkehrt. Meine Botschaft lautet, die Engel auf die Straße zu bringen und für jedermann zugänglich zu machen.
Was steht in den nächsten Monaten für Dich an?
Ich nehme mir bald zwei Monate frei und arbeite unter anderem an meinem nächsten Buch, das von der Kunst des Vergebens handelt. Und dann kommen im nächsten Frühjahr meine Engelkarten heraus. Sie sehen wahnsinnig cool aus, darauf freue ich mich sehr.
Lust auf mehr von Kyle? Das aktuelle Buch heißt "Hallo Engel!" und ist bei Allegria im Ullstein-Verlag erschienen. Erhältlich beispielsweise über wrage.de/shop
Zur Website von Kyle geht es hier: www.kylegray.co.uk
Interview: Maria Christina Gabriel
Fotos: Torge Niemann