Beziehungen und gemeinsame Aufgaben
Sei es der Kollege, eine enge Freundin, der Partner oder jemand, der einfach nur in der Bahn neben uns sitzt: Vieles, von dem, was in uns erkannt und erlöst werden möchte, begegnet uns durch andere Menschen. Manchmal ist es nur ein Lufthauch an der Oberfläche und an anderen Tagen ein ausgewachsener Orkan. Das, was uns in oder an einem anderen auffällt und unsere Aufmerksamkeit erregt, hat immer mit uns selbst zu tun. Dies geht zurück auf das sogenannte Gesetz der Spiegelung, auch Resonanzgesetz gennant.
Es geht also niemals um den oder die Anderen, sondern immer um uns selbst. Und nicht nur das: Auch die Emotionen, die wir beispielsweise in einem Konflikt mit dem Kollegen fühlen, kommen nie aus der konkreten Situation. All unsere Emotionen gehören der Vergangenheit an. Sie sind alt. Manche Gefühle haben wir vielleicht unterdrückt und sie liegen wie kleine Emotions-Minenfelder in unserem Inneren verstreut. Eines Tages wird jemand in unserem Umfeld diese alten Emotionen durch ein aktuelles Geschehen wieder triggern und damit das Gefühl „zünden“. So ist der Konflikt mit dem Kollegen der Auslöser, aber nie die Ursache. Und: Es trifft uns besonders hart, wenn es sich um einen alten Schmerz handelt, den wir schon lange mit uns herum tragen.
Erkennt man das, fällt es leichter, Urteile, Schuld und Vorwürfe loszulassen und Verantwortung für unsere eigenen Lektionen zu tragen. Denn das Gegenüber dient uns eigentlich nur, diesen alten Themen auf die Spur zu kommen und zu lernen. Statt in das Drama einzusteigen, Widerstand aufzubauen, Situationen zu manipulieren, laut „Aber!“ zu rufen und uns vielleicht nicht respektiert oder ernst genommen zu fühlen, ist es effektiver, in sich selbst hinein zu horchen. Das Fühlen hilft, den Weg zu finden, der Spur zu folgen.
Also: Raus aus dem Lamentieren, rein ins Fühlen. Leiden hilft nicht. Aufregen auch nicht. Fühle einfach, was in Dir hochkommt und beschäftige Dich damit. Lass die alten Geschichten los und wachse aus diesen Schuhen heraus. Eine Lektion begegnet uns immer, wenn wir bereit sind, den nächsten Schritt zu gehen. Also keine Angst - das innere Supportsystem läuft auf Hochtouren und wir werden auf unserem Weg in vollem Maße unterstützt. Manchmal bedeutet das Einlassen auf unsere Emotionen, eine Tür zu einem dunklen Keller aufzustoßen. Sei mutig, denn es sind Räume, die wir uns selbst eingerichtet haben. Es ist unser „Zeug“, mit dem wir uns nicht mehr beschäftigen wollten oder konnten, es daher in Kisten gepackt und es irgendwann im Keller vergessen haben.
Lernen wir zwischen äußerlichem Drama und innerem Fühlen zu unterscheiden, ist das eine der wichtigsten Einsichten in unserem Leben und hilft uns bei allen zwischenmenschlichen Beziehungen. Denn erst, wenn wir uns ändern, kann sich auch die äußere Umwelt in einem anderen Licht zeigen. Wir haben es selbst in der Hand. Ist das nicht eine Erleichterung!
Foto: Christian Borth