Reisetagebuch: Woodstock
Selten hat mir ein Städtetrip so viel Freude gebracht, wie unsere Reise nach Woodstock, New York. Okay, Stadt ist vielleicht etwas hochgegriffen. Städtchen trifft es besser. Dafür wird in Woodstock nicht nur der Mythos des Musikfestivals von ´69 hochgehalten (das übrigens nicht in Woodstock, sondern in Bethel auf einer Wiese des Farmers Max Yasgur stattgefunden hat), hier findet sich auch eine reiche Auswahl an Spiriläden und viele tolle Restaurants für Veganer. Ganz zu schweigen von der unglaublichen Natur. Wer also beim nächsten New York-Trip noch zwei, drei Tage Zeit hat, sollte einen kleinen Abstecher einplanen. Hier kommen meine Tipps für einen Woodstock-Kurztrip:
Mietwagen & Playlist
Am besten einen Mietwagen von New York City aus organisieren. Die Fahrt von NYC nach Woodstock dauert etwa zwei Stunden. Es fahren zwar auch regelmäßig Busse, doch ein Auto vor Ort ist ideal, um die Umgebung zu erkunden. Dazu auf jeden Fall die passende Playlist für das Hippiefeeling zusammenstellen.
Hotel oder Cabin?
In Woodstock selbst findet man kleinere Guesthouses - diese haben allerdings ihre besten Zeiten hinter sich. Meine Empfehlung: Eine Hütte mieten (haben wir gemacht und es war super!) oder in eines dieser beiden modernen Schätzchen einkehren: The Graham & Co ist ein Motel mit 20 Zimmern, Pool, Badmintonplatz, Fahrrädern und toller Einrichtung. Gegründet wurde das Motel von vier Freunden aus Brooklyn und ist im Nachbarort Phoenicia gelegen. Näher an Woodstock dran ist das Hotel Dylan, dessen Motto lautet "Peace. Love. Share."
Vegan Cuisine
In Woodstock und Umgebung gibt es viele gute Restaurants. Meine Top 6 haben allerdings alle vegane Optionen oder sind rein vegan und vegetarisch. Auf los geht´s los: Das kleine, romantisch eingerichtete Garden Café on the Green liegt mitten in Zentrum und bietet köstliche vegetarische und vegane Optionen. Direkt gegenüber liegt das etwas gediegenere Joshua´s mit tollen veganen Cupcakes und Dinneroptionen, direkt an der Hauptstraße Tinker Street gelegen. Auf der gleichen Straße ist das Shindig, der Ort für alle jungen Leute und Althippies. Vegane Suppen, Sandwiches... you name it! Hat auch noch spät abends auf und man kann super Leute gucken. Orielo9 hat die besten gefüllten Artischocken und bietet auch ein ausgewähltes Menü an. Wer wie ich auf frisch gepresste Säfte steht, läuft die Straße Richtung Bearsville etwa 15 Minuten hinunter. Auf der linken Seite findet sich Sunfrost Farms, ein entzückender kleiner Bio-Supermarkt mit Restaurant. Sunfrost bietet eine reichhaltige Auswahl an frisch gepressten Säften. Entweder von der gemalten Karte an der Wand einen Drink ordern oder einfach selbst eine Saftkombination zusammenstellen. Das Weizengras hier ist übrigens sehr zu empfehlen! Und der Supermarkt hat rohe Schokolade mit Goji-Beeren, mhhhm! Etwas außerhalb von Woodstock liegt das New World Cooking in einer großen Holzhütte. Hier gibt es an den Wochenenden ein großzügiges Buffet, am besten auf der Website betreffend der Termine nachsehen. Ihr seht, man lebt hier richtig gut.
Wandern
Um einen Überblick über das Tal zu bekommen, geht es erst einmal hoch auf den Hausberg. Wer nicht Lust hat, den ganzen Tag zu wandern, fährt mit dem Auto hoch auf den Overlook Mountain. Hier steht ein Tibetisches Kloster, dessen Tempel die meiste Zeit über für Besucher offen steht. Unbedingt besuchen, es hat eine tolle Energie. Vom Parkplatz aus führt dann der Pfad nach oben, vorbei an Ruinen und - wer richtig viel Zeit und Energie mitbringt - hoch zum Echo-See. Der Blick runter ins Tal ist unglaublich schön. Etwas entspannter ist die Umrundung vom Cooper-See in Bearsville. Einfach mit dem Auto (oder Fahrrad) ins benachbarte Städtchen fahren und den Wagen am See parken. Die Umrundung führt größtenteils direkt am Wasser entlang - super schön und entspannend. Auf dem Rückweg eine kleine Pause im Bear Cafe einlegen. Im Frühjahr oder Sommer lohnt es sich auch, einen Abstecher zu den Kaaterskill-Wasserfällen zu machen. Die Strecke ist einfach zu laufen und sehr idyllisch. Das Ashokan Reservoir liegt etwas weiter außerhalb. Hier habe ich das erste Mal im Leben einen Weißkopfseeadler gesehen. Ein unglaubliches Erlebnis!
Kunst & Entertainment
Wer in die Musikwelt von Woodstock eintauchen mag, sollte im zentral gelegenen The Center of Photography at Woodstock vorbeischauen. Es wurde 1977 gegründet und hat eine große Auswahl an Ausstellungen, Rednern und Kunstprogramm. Übrigens war hier früher das Café Espresso untergebracht, in dem Bob Dylan und Joan Baez in den 60ern spielten. Die Byrdcliffe Arts Colony hat ein eigenes Theater mit reichhaltigem Kunst- und Musikprogramm. Auch toll: Das Woodstock Playhouse mit Theater, Tanz und Film. Im März diesen Jahres findet außerdem das Woodstock Writers Festival und Ende September das Woodstock Film Festival statt. Die Elena Zang Gallery zeigt ausgewählte Kunstwerke von Töpferei bis Schmuck. Die Inhaberin vom Timbuktu fertigt ebenfalls sehr schönen Schmuck an. Zudem findet man überall in Woodstock Künstler, die ihre Werke verkaufen. Einfach mal auf die Hinterhöfe schlendern oder die Leute ansprechen. Wer abends ins Kino mag, kann im Non-Profit Upstate-Kino vorbeischauen. In dem weißen Holzhaus wird immer nur ein Film gezeigt.
(Spiri-)Shopping
Wer nicht gerade auf gebatikte T-Shirts und alte Festivalposter steht, findet in Woodstock auch sonst das ein oder andere Schätzchen. Im Woodstock General Supply gibt es Fjällräven Parkas, Handschuhe und modische Accessoires. Im Scandinavian Grace gibt es ausgewählte Möbel und Wohnaccessoires aus Skandinavien. Und nun zu meinen Spiri-Highlights: Der Buchladen Mirabai führt eine große Auswahl an spiritueller Literatur, Schmuck, Räucherwerk und bietet auch Readings an. Einfach bei der Inhaberin einen spontanen Termin vereinbaren, hat bei mir geklappt und waren super investierte 30 Dollar. Modern Mythology führt eine unglaublich große Auswahl an Mineralien und Heiligenstatuen. Hier kann man Stunden verbringen. Um die Ecke bei Tibetan Arts and Crafts gibt es Accessoires aus Tibet, Schmuck, Bücher und Postkarten rund um den Buddhismus. Bei Dharmaware findet man tolle Malas (Gebetsketten) und Räucherwerk.
Woodstock-Spirit
Woodstock ist umgeben von unglaublicher Natur (Erdenergie), vielen Bächen und Wasserfällen (Wasserenergie). Manche Hotels bieten Lagerfeuer an und Luft und Wind findet man eh genügend. Es ist spannend, sich mit dem Spirit über die Elemente und die Natur zu verbinden. Viele Menschen kommen zum ersten Mal in die Gegend und wollen sofort eine kleine Holzhütte in den Wäldern kaufen. Autorin und Saft-Queen Kris Carr lebt bereits seit einigen Jahren hier und es gibt eine lange Liste von Musikern, Schauspielern und Künstlern, die eine Zeit lang in Woodstock gelebt haben. Dieser Ort bewegt einiges im Inneren. Außerdem sind hier viele Non-Profit-Organisationen angesiedelt. Wer mag, kann beispielsweise das Woodstock Farm Animal Sanctuary besuchen. Hier leben Ziegen, Truthähne, Hunde und andere Tiere ein glückliches Leben.
Text: Maria Christina Gabriel
Fotos: Maria Christina Gabriel, Shindig, Woodstock Animal Farm, Woodstock Way, Scandinavian Grace, Byrdcliffe