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Meggan Watterson - Die Enthüllung der weiblichen Göttlichkeit

Sie ist alleinerziehende Mutter, Harvard-Absolventin und eine der großen Impulsgeberinnen, wenn es um die Entdeckung des göttlich-weiblichen Prinzips, die wahre Bedeutung der Rolle von Maria Magdalena und das Eintauchen in die Körperlichkeit geht: Ein Gespräch mit der Autorin Meggan Watterson über das Suchen und Finden der eigenen Wahrheit und Göttlichkeit.

Es ist der erste Tag im Dezember, an dem es in New York schneit. Ich treffe die Autorin Meggan Watterson in einem kleinen Restaurant in Brooklyn. Heißer Kakao mit Sahne wird an die Gäste um uns herum verteilt und der Duft frisch gebackenen Brotes zieht durch die Räume. Meggan, geboren in Illinois, hat mit ihrem ersten Buch Reveal, den dazugehörigen Events und der spirituellen Community Redladies eine große Bewegung in den USA geschaffen. Frauen, die sich über Jahre selbst missachtet und ihre eigene Wahrheit verdrängt haben, sind heute bereit, aufzustehen und aufzuwachen. Eigene Göttlichkeit?! Einen Moment lang befremdet einen der Gedanke. Meggan zeigt einen Weg, eine Richtung, wie sich Schleier für Schleier lüften und die eigene Wahrheit zu den großen Fragen des Lebens enthüllen lässt. Sie hilft Frauen, vollkommen in ihrem Körper zu sein, selbstsicher ihre Göttlichkeit anzunehmen und sich nicht länger von der Angst leiten zu lassen. Es ist die Rückbesinnung auf das, was schon immer in uns war. Es ist Zeit, sich selbst völlig anzuerkennen.

Jahrelang arbeitete die studierte Theologin Meggan mit schwangeren Teenagern in San Francisco, bevor sie ihren zweiten akademischen Abschluss an der Divinity School in Harvard, Boston, machte. Hier beschäftigte sie sich intensiv mit den weiblichen Figuren der Weltreligionen, angefangen bei Kali und Tara über die schwarze Madonna bis zu Maria Magdalena. „Das Alte Testament wird als Wort Gottes gehandelt und über Jahrtausende wurde Gott ausschließlich als Mann und männliches Prinzip gesehen. Als kleines Mädchen hat mich das zutiefst erschrocken. Ich dachte, wir Frauen haben verloren!“ Auslöser war der Bibelunterricht, in dem der zehnjährigen Meggan drastisch klar wurde, dass es kaum Sichtweisen der Frauen und ihres spirituellen Lebens in der Bibel gab. „Wie sollen Menschen verstehen, dass der weibliche Körper göttlich ist und dass wir etwas extrem Wichtiges mitzuteilen haben? Es ist beängstigend in einer Welt zu leben, die nicht versteht, dass auch ich göttlich bin und die Rolle der Frau noch heute unterdrückt wird. Das war ein Wendepunkt in meinem Leben.“ Meggan folgte dem Bedürfnis, das richtigstellen zu müssen. „Ich wusste, dass in der Dunkelheit und Angst, die ich berührt hatte, ein Diamant darauf wartete, von mir gehoben zu werden.“

Als erwachsene Frau ging Meggan ins Priesterseminar, pilgerte durch Frankreich und Spanien, verbrachte einige Wochen auf Bali und studierte die heiligen Texte der Weltreligionen. „Ich wollte herausfinden, wohin die weibliche Stimme des Göttlichen verschollen ist. Was hat Jesus wirklich in Bezug auf Frauen gedacht? Und wer war Maria Magdalena? Nicht in Bezug auf das, was uns die katholische Kirche glauben machen will, sondern das, was damals wirklich geschehen ist. War Maria Magdalena der 13. Apostel?“ Meggan gestikuliert wild, während sie spricht. Das Wissen strömt nur so aus der zierlichen Frau heraus.

„Im Evangelium von Maria Magdalena wird klar, dass Jesus sie etwas sehr Kraftvolles lehrte. Beschrieben wird ein Gespräch der beiden, in dem Maria Magdalena Jesus fragt, warum sie ihn in Visionen wahrnehmen kann und welcher Part von ihr diese Erscheinungen erlebt. `Ist es meine Seele, ist es mein Geist?´ Jesus antwortet, es sei weder die Seele, noch der Geist, sondern der Nous, der zwischen diesen beiden steht.“ Meggan pausiert kurz und erklärt dann: „Das Wort Nous stammt aus dem Griechischen und bezeichnet die höchste Fähigkeit, etwas geistig zu erfassen. Im Grunde beschreibt es den Zustand, in unserem menschlichen, sterblichen Körper zu sein, während wir gleichzeitig mit dem Unendlichen, Göttlichem verbunden sind. Ich war erleichtert zu verstehen, dass Jesus uns gleichermaßen als menschlich und göttlich betrachtet.“

Meggan nimmt einige Bissen von ihrem Salat, kaut und denkt angestrengt nach. Ihre Art ist erfrischend. Die setzt die Inhalte der Heiligen Schriften in den Kontext unseres Lebens und hat über die letzten Jahre ihre eigene Wahrheit erkundet. „Wir denken, gelebte Spiritualität bedeutet, den menschlichsten Teil von uns zu unterdrücken, zu missachten. Wir wollen unsere Schwächen, Ängste und Unsicherheit verleugnen und kontrollieren. Doch in Wirklichkeit geht es darum, genau diese anzunehmen. Es ist schwierig, doch es ist das Ziel im Leben.“

Während ihrer Forschung beschäftigte sie sich intensiv mit dem Evangelium von Maria Magdalena und erkannte weitere wichtige Lehren. Im Mittelpunkt steht für sie die Liebe, die uns Maria Magdalena nahe bringt. Eine Liebe, die über die Körperlichkeit und den Tod hinausgeht. Die uns ermöglicht, mit Menschen verbunden zu bleiben, die nicht mehr bei uns sind. „Im Evangelium zur Auferstehung wird beschrieben, wie Maria Magdalena alleine am leeren Grab in der Dunkelheit steht. Wir können es wortwörtlich verstehen, dass sie in der Dunkelheit steht oder metaphorisch. In diesem Moment erkenne ich Maria Magdalena als den weiblichen Aspekt, der in jedem von uns lebt. Und ihre Liebe ist so groß, dass sie selbst durch die Dunkelheit strahlt. Ich habe diesen Part in meine Meditationen übernommen und frage mich heute selbst: An welche Orte ist meine Liebe noch nicht vorgedrungen?

Meggan erzählt von den Theorien des Schweizer Psychiaters Carl Gustav Jung, der sie sehr inspiriert. Sie erzählt von den Phasen des Nigredo (Schwärze), Albedo (Weißung) und Rubedo, der Integration der beiden. „Aktuell leben wir in der Phase des Rubedo. Was bedeutet es, Licht und die Dunkelheit miteinander zu vereinen? Wie können wir zugleich menschlich und göttlich sein? Weiblich und männlich, hell und dunkel, Seele und Körper – eben beide Anteile bewusst leben.“

Das Erkennen und Erleben der eigenen Wahrheit ist elementar für Meggan. Es reicht nicht, verschiedene Ideen und spirituelle Methoden in der Theorie zu kennen. Erst das körperliche Erleben dieser inneren Wahrheit schafft die Erkenntnis. Doch wie setzt man das praktisch um in einer Welt, die darauf ausgerichtet ist, alles im Außen zu finden? Wir engagieren Lehrer, buchen Yogastunden, lenken uns mit schillernden Möglichkeiten ab und verschließen uns damit, in den tiefen Kontakt mit unserer Wahrheit zu gehen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Erinnerung an die Heiligkeit unseres Körpers immens wichtig ist. Wenn wir in unserem Körper sind, fühlen wir alles: Freude, Hoffnung, Schmerzen, Trauer, Verluste, Lust, Reue... Unsere Reaktion auf das Fühlen ist, genau diesen Punkt vermeiden zu wollen. Faktisch versuchen wir alles, um darum herum zu kommen. Gleichzeitig unterstützt uns unsere Gesellschaft in dem Irrglauben, dass Rettung im Außen zu finden ist. Doch genau das Gegenteil entspricht der Wahrheit. Wenn eine Frau sich wagt, völlig in ihrem Körper zu sein, weiß sie genau, wer sie ist und was sie will", fasst Meggan zusammen.

"Es geht nicht darum, zu adaptieren, was jemand anderes für sich herausgefunden hat. Eine Nachahmung kann nicht glücklich machen. Genauso wenig wie starre Rituale. Die Verbindung zum Göttlichen ist eine lebendige, dynamische Sache. Rituale müssen der eigenen Wahrheit entsprechen und fließen; sich immer wieder verändern können. Deine Seele verrät dir den Weg, nicht ich. Ich bin nur hier, um dich daran zu erinnern, dass du bereits deine eigenen Antworten besitzt.“ Meggan pausiert kurz. „Für mich ist es der größte Akt der Selbstliebe, auf die innere Wahrheit zu hören und ihr zu folgen. Nicht nur der Seele zu lauschen, aber auch den Mut zu haben, ihr zu folgen. Das macht den Unterschied.“

Wer das Glück hat, Meggan live zu erleben, versteht schnell, wie wichtig es ihr ist, dass Frauen wieder an den Punkt dieses Erkennens zurückkehren. „Der weibliche Körper wurde so lange missachtet und missbraucht, nicht nur von der Kirche oder in Bezug auf das Rot, das wir mit unserem Zyklus bluten. Denken wir nur an die Hexenverbrennungen. Jahrhundertelang ging es darum, Frauen zu kontrollieren, mundtot zu machen und an die Seite zu drängen. Die Wahrheit geht unter, wenn wir sie nicht in uns ehren und anerkennen.“

Mit „Reveal“ hat Meggan ein Handbuch geschaffen, wie wir diesen Weg gehen und Schritt für Schritt die Schleier vor unserem Herzen lüften können. In den dazugehörigen Seminaren widmet sie sich außerdem der tiefsitzenden Scham und Verachtung dem weiblichen Körper gegenüber, die viele Frauen jahrelang begleitet. Meggan verschönert und verschleiert nichts. Man spürt ihr Feuer, ihre Kraft und die Begeisterung für den göttlichen, weiblichen Körper und dass sie selbst durch dunkle Tiefen gewandert ist, um heute so über dieses Wissen berichten zu können. Es sind genau diese Impulse, die wir benötigen, um unser Wissen zu integrieren und zu unserer Macht zurückzukehren. Es ist Zeit, aufzuwachen und den Schleier abzulegen.

Mehr Informationen zu Meggan Watterson gibt´s hier und über Facebook und Youtube.

Text: Maria Christina Gabriel

Fotos: Meggan J. Watterson

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