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#Spiridienstag: Ständige Aktivität ist die Flucht vor uns selbst


Momentan arbeite ich an einem Projekt, das ich schon seit einiger Zeit in meinem Herzen trage. Es ist eine spannende Weiterentwicklung für mich und auch, wenn das gerade so richtig viel Arbeit bedeutet, macht es Sauspaß! Und wie es immer so ist: Während ich den Fokus super gerne auf nur eine, nämlich diese Sache richten würde, geschehen natürlich dutzende Dinge gleichzeitig. Und auch die eine oder andere Erkenntnis erreicht dabei mein Herz.

So wie gestern, als ich alle möglichen Dokumente aus meinen Sammelkisten auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte. Alte Fotos, Brainstorming-Ideen und Skizzen lagen um mich herum verteilt, während ich mich am Rechner durch unterschiedliche Jahre, Lebensabschnitte, Wohnorte bis zum Studium zurück klickte. Wow! Der Rückblick in Bildern zeigte mir, wie unglaublich gehetzt ich früher war. Von Natur aus bin ich keine Langstreckenläuferin, doch wenn ich in einer Laufdisziplin über Jahre die Bestzeit gehalten habe, dann war es die Flucht vor mir selbst.

Jahrelang war ich ein Junkie darin, mich abzulenken, ständig busy zu sein und möglichst viel Neues aufzunehmen. Durch die andauernde Aktivität im Außen habe ich mich davon abgehalten, mir die Geschehnisse in mir anzusehen und mich meinen Gefühlen zu widmen. Selbstmanipulation nenne ich das heute, denn durch die Unterbrechung des Kontakts zu mir selbst, ging viel Energie und Liebe verloren. Bewusst war mir das zu dem Zeitpunkt nicht. Hättest du mich gefragt, ob ich gut im Kontakt mit meinen Gefühlen bin, hätte ich dir versichert: Na, klar!

Dabei würde ich nicht sagen, dass ich irgendwas verdrängt habe oder große Versagensängste hatte. Mir fehlte es viel eher an dem „Wie“. Wie gehe ich überhaupt in den Kontakt mit mir und meinen Gefühlen? Was heißt das denn: Im Kontakt mit mir selbst zu sein? Bin ich das nicht ständig? Andauernd? Schließlich gibt es nur mich in diesem Körper.

Ich brauchte eine Art Anleitung, soviel stand fest. Und wie so oft griff das Sprichwort: Wenn der Schüler bereit ist, zeigt sich der Lehrer. Meine Anleitung zeigte sich 2010/2011. Eine Zeit lang hing damals dieser Satz aus Ulysses neben meinem Bett und begleitete meinen Prozess:

I am a part of all that I have met. James Joyce, Ulysses

Der Satz verhalf mir zu einer grundlegenden Erkenntnis: Wenn ein Teil von mir in all den tollen Begegnungen, Menschen, Gesprächen, Kraftorten usw. ist, dann heißt das auch, dass ich nicht vollständig bei mir bin. Energetisch gesprochen: hier und da sind noch Anteile von mir in der Welt unterwegs. Bei Menschen, in Gesprächen, die mich berührt hatten, Orte, an denen ich gerne verblieben wäre ... Es war ein sehr bestimmtes Gefühl in mir, das mir sagte: Bevor ich raus aus der Über-Aktivität gehen konnte, sollte ich erst einmal meine Seelenanteile zurückpfeifen, um diesen Kurswechsel auch als Ganzes zu machen.

1. Erdung finden

Ich las mich in das Thema Erdung ein, denn die bildet bekanntlich die Basis, um im Jetzt anzukommen. Nach einigen Testläufen klappte das Erden dann nach und nach immer besser, vor allem, wenn ich in der Natur war und im Gras spazierte.

2. Seelenanteile einsammeln

Als nächstes begann ich, in Meditation meine Seelenanteile kontinuierlich zu mir zu bitten und meine Energie dahin auszurichten, dass ich auch wirklich bereit war, langsamer zu machen. In dieser Zeit konnte ich Felder in mir erkennen, die vorher wie blinde Flecken waren. Neue Fragen entstanden. Wann hatte ich die Geborgenheit in mir verloren? Und welche Verbindungen habe ich als Ersatz dafür gefunden (Essen, Sex, übermäßige Hilfsbereitschaft, Verantwortung für andere mittragen wollen, die Arbeit, immer erreichbar und ansprechbar sein,...). Die Liste war lang und chaotisch. Gefühle, Gedanken, Erinnerungen:

alles zeigte sich. Je mehr ich mir darüber bewusst wurde, desto eher ertappte ich mich auch in den Momenten, in denen ich nach dieser Art von Ersatz greifen wollte. Nur zuordnen konnte ich es noch nicht.

3. Übericht schaffen und Verbindung wiederherstellen

Ich nahm ein Din A 3 Blatt, zog eine Zeitachse meines Leben darauf und trug alle Punkte, die mir zum Verlust dieser Verbindung zu mir selbst einflielen, darauf ein. Daraus filterte ich die für mich wirklich wichtigen und begann, energetisch damit zu arbeiten. Ich meditierte darüber, heulte Rotz und Wasser, freute mich über Erkenntnisse und lies immer wieder meine Herzensliebe an die Punkte fließen, an denen ich die Verbindung unbewusst oder bewusst abgebrochen hatte.

Mein Resultat

Ich kann euch sagen: Es war ein Trauerspiel! Immer wieder zeigten sich die Ungeduld, meine inneren Widerstände, Wut, Zorn, Langeweile… Das alles ging mir nicht schnell genug und aufregend war es sowieso nicht. Doch ein Teil von mir wusste, ich war auf dem richtigen Weg. Ich schaltete einen Gang runter, versuchte bessere Entscheidungen für mich im Alltag zu treffen, übte, bewusst im Jetzt zu bleiben. Immer wieder erden. Immer wieder bei mir sein. Nein sagen. Mich für mich entscheiden. Ruhe bewahren. Gelassen sein. Es war wie ein verdammt anstrengender Bauch-Beine-Po-Kurs, nur für meine Seele.

Heute, knapp fünf Jahre später, erscheint mir der Gedanke, nicht bei mir zu sein, völlig unsinnig. Das mal zum Thema der Zeit. Steckt man drin, erscheint es unendlich. Rückblickend finde ich es total ermutigend, was ich in fünf Jahren wandeln konnte. Die Erdung und auch die Arbeit mit Mutter Erde ist mittlerweile ein fester Bestandteil meines Alltags.

Heute möchte ich dir Mut für deine ganz persönliche Reise zu dir selbst zu machen. Dich und deine Gefühle voll anzunehmen und bewusster in deinem Leben zu sein. Raus aus der Hektik und dem Stress. Da ist noch so viel mehr zu spüren und zu entdecken, vor allem aber wirst du größere Kraftquellen und Selbstliebe finden, indem du ganz bei dir bist und immer wieder raus aus der Aktivität gehst. Vielleicht malst du dir deine persönliche Zeitachse. Oder schreibst deine Gedanken auf, wie noch noch intensiver mit dir im Kontakt sein kasst, statt dich abzulenken. Oder du gehst ins Gespräch mit Freunden oder der Familie. Was auch immer sich stimmig für dich anfühlt.

Gemütlicher ist es wohlmöglich in deiner Komfortzone, keine Frage. Doch das große Ganze deines Lebens kannst du erst entdecken, wenn du dich auf die Reise zu dir selbst machst.

Love

deine Christina

Bild via hier.

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