#Spiridienstag Ganz im Körper ankommen
Schon seit einigen Wochen drücke ich mich darum, diesen Text zu schreiben. Mein Herz weiß genau, was ich sagen möchte und was ich von mir und meinen Erfahrungen preisgeben mag. Mein Kopf hingegen schreit laut "Alarm!".
Also gut: Today is the day und ich gehe in Richtung meiner Angst.
Rückblickend gehört das Thema, ganz in meinem Körper anzukommen, schon immer zu mir. Seit ich denken kann, nehme ich mich nicht vollständig in meinem Körper wahr. Oder besser gesagt: Ich hatte große Probleme zu verstehen, was ich mit meinem Körper anfangen soll. Wenn ich von meiner Wahrnehmung zu mir spreche, dann spüre ich mich als Seele, ein überdimensionales Licht, groß, weit und leuchtend. Grenzenlos. Unendlich. Und plötzlich eingepfercht in einem menschlichen Körper auf 167 cm. Mit Händen, Füßen, Zähnen... Wozu genau?
Hast du manchmal einen Moment, an dem du an dir hinunter blickst und das einfach total komisch ist, dass du das sein sollst? Genau so ein Gefühl ist es.
Dieser menschliche Körper erschien mir über Jahrzehnte einfach völlig abstrakt. Ich wusste schlichtweg nichts damit anzufangen und erlebte meinen Körper als fremd. Er war ein Hindernis für mich und ich wusste nicht, wie ich mich in ihm entfalten oder mir Platz machen konnte. In einem Healing brachten es die Engel vor einigen Jahren auf den Punkt: Begreife, dass dein Körper keine Strafe für dich ist.
Hinzu kam, dass ich mich schon als Kind bewusst aus meinem Körper switchen konnte. Mit meiner Aufmerksamkeit konnte ich überall hin fliegen und wilde Abenteuer erleben. Bis ich irgendwann wieder zurück in diesen Körper kam. Anstelle von Verbundenheit mit meinem Körper suchte ich also unbewusst Wege, um mich noch weiter zu entfremden. Lange dachte ich, damit völlig allein zu sein. Denn um mich waren Menschen, die ihre Körper zu lieben schienen. Für die es selbstverständlich war, in einem menschlichen Körper zu sein. Völlig außer Frage, warum das so ist. Menschen, die eine besonders gute Ernährung hatten, einfach blendend aussahen, sehr achtsam mit sich waren und für mich wie eine Einheit wirkten.
Ich hörte auf, weitere Fragen in diese Richtung zu stellen und in mir manifestierte sich die Idee, dass es nur mir so ging. Das Leben ging weiter in dieser Wahrnehmung und ich hatte wenig Respekt vor meinem Körper. Er funktionierte und das war eben gut genug. Ich aß und trank, ohne meine Grenzen zu achten, feierte viel, kümmerte mich nicht besonders liebevoll um mich und konnte mich körperlich am besten durch Essen oder Sex spüren.
Nachdem ich mit Anfang 20 mit ständigen Magenbeschwerden über ein Jahr krank war, öffnete sich eine Möglichkeit, den roten Faden wieder aufzunehmen und meinen Weg der Heilung zu gehen. Neben meiner Channel-Ausbildung nahm ich damals an verschiedenen Healings teil, versuchte Cranio-Sacral-Therapie und diverse Behandlungswege, um das Vertrauen in meinen Körper wieder herzustellen. Wer von euch über eine längere Zeit krank war oder ist, kennt das Gefühl vielleicht, dem kleinsten Wehwehchen zu misstrauen und einfach nicht mehr richtig einschätzen zu können, was der Körper einem sagen will. So ging es mir damals. Ich war völlig verwirrt und ahnungslos. Zudem hatte dieser Körper für mich nun auch noch versagt und war nicht mehr zu 100% funktionstüchtig. Das innere Gefängnis wurde noch ein Stück enger und ich fühlte mich verloren.
In diesen Gruppen und Einzelterminen hörte ich dann zum ersten Mal andere Menschen von ihrer körperfremden Wahrnehmung sprechen. Sie hatten zwar andere Themen als ich und nahmen sich selten auf der Seelenebene wahr, doch endlich endlich waren da Frauen und Männer, die nicht im perfekten Einklang mit ihrem Körper zu leben schienen und den Mut hatten, darüber zu sprechen. Ich war nicht alleine mit meiner Wahrnehmung! Mir fiel ein Stein vom Herzen. Der gemeinsame Austausch eröffnete mir neue Räume, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Über die Jahre entwickelte ich eine eigene spirituelle Praxis aus Meditation, Körperarbeit, Ritualen und Gebeten, um die Verbindung zu meinem Körper zu heilen. Ich änderte meine Wahrnehmung step by step und begann, diesem Körper dankbar zu sein, dass er mich jeden Tag trägt, versorgt, mich fühlen, schmecken, sehen, hören und spüren lässt. Es waren viele Minischritte in die richtige Richtung. Ich entdeckte meine Freude am Trekking und machte mich auf zu einigen der höchsten Punkte der Erde. Das war nur durch und mit meinem Körper möglich. Es waren fantastische Erlebnisse, die mich immer mehr Lebensfreude und Vertrauen in meinen Körper spüren ließen. Sie eröffneten es mir, Hingabe für meinen Körper zu fühlen und dadurch entstand ein tiefer weiblicher Pfad der Heilung für mich.
Noch immer bin ich mitten drin auf diesem Weg der Heilung und es gehört zu meinem Lebensthema, im Menschsein Freude zu empfinden. Und so langsam geht das auf, denn mittlerweile freue ich mich über diesen grandiosen Körper! Ich interessiere mich für Ernährung, diverse Heilmethoden für den Körper und spüre die Wirkung daraus. Jeden Morgen entscheide ich mich ganz bewusst in und mit meinem Körper zu sein. Ihn nicht mehr im Stich zu lassen. Ich möchte unsere gemeinsame Zeit so schön wie möglich für uns beide machen. Zugegeben, ich bin etwas spät dran mit der Erkenntnis, aber heute restlos verknallt in meinen Körper. Yeah!
Eine Übung, die mir auf meinem Weg sehr geholfen hat und die ich heute gerne mit dir teilen möchte, ist diese: Schreibe einen Liebesbrief an deinen Körper. Mache dir bewusst, was du an deinem Körper schätzt, liebst, respektierst, was du wahrnimmst, wie er sich für dich anfühlt, welche Bewegungen du besonders an ihm liebst, das Schmecken, Denken, Fühlen... Alles, was für dich in diesen Brief reingehört, schreibe auf. Verwahre diesen Brief für Tage, an denen du dich in deinem Körper unwohl fühlst und meditiere darüber. Es hilft, die Wahrnehmung zu dir selbst zu verändern und neue heilsame Schritte zu gehen.
Ich mache diese Übung alle paar Monate und freue mich, dass immer neue Elemente hinzukommen, die mir früher gar nicht aufgefallen sind. Es hilft, mein Seelenlicht immer intensiver und in Einheit mit meinem Körper strahlen zu lassen.
Heute weiß ich, dass ich nie alleine war mit meiner Wahrnehmung und dass viele Menschen sich nicht richtig in ihren Körpern spüren. Kaum jemand spricht allerdings darüber. Ich kann sagen, wie froh und dankbar ich bin, dass ich damals auf Personen getroffen bin, die mir durch ihre Offenheit eine Hand gereicht haben und sich dadurch meine innere Perspektive ändern konnte. Ich bin dadurch fähig, mich tiefer zu erfahren und neue Kenntnisse über mich zu gewinnen. Jeden Tag.
Ich wünsche dir viele wunderbare Momente beim Schreiben und auf deinem Weg zur Verbundenheit.
Herzensgrüße
Christina