Heldinnen - Frauen, die man kennen muss: Virginia Satir
Schon lange liegt es mir am Herzen, über Frauen zu schreiben, die mich inspirieren und die mein Leben auf die eine oder andere Art beeinflusst haben.
Los geht es heute mit dem ersten Teil und der wunderbaren Virginia Satir (1916-1988.) Über die Familientherapeutin, Sozialarbeiterin und Autorin aus Wisconsin hörte ich erstmals im Rahmen meines Studiums in den USA und begann, mich erst damals durch einige ihrer Bücher zu lesen.
Mit jedem ihrer Werke wurde mein Verständnis für ihre Arbeit größer und immer wieder hatte ich das Gefühl: Mensch, da ist ja jemand, der mich versteht! Und es gibt einen Ausweg aus der Situation!
Virginia Satirs Arbeit widmet sich nicht den schönen Dingen des Lebens: Sie gibt Hilfestellungen, wie man durch die dunklen Momente des Lebens kommt.
Ihre Bücher heißen Sei direkt: Der Weg zur freien Entscheidung oder Selbstwert und Kommunikation: Familientherapie für Berater und zur Selbsthilfe und setzen praktische Impulse.
Nicht ohne Grund wird Madame Satir auch als Mutter der Familientherapie bezeichnet.
Lange vor der Entstehung von #Wisdomquotes sagte sie wunderbare Sätze wie:
"Life is not the way it´s supposed to be. It´s the way it is.
The way you deal with it is what makes the difference!"
Ihre Arbeit war deutlich unkonventionell und ließ vor allem Mitglieder einer Familie direkt und unmittelbar erfahren, welche Auswirkungen ihre Handlungen und Entscheidungen unbewusst aufeinander haben. Dafür band sie auch schon mal Angehörige mit einem Seil aneinander.
Ebenso gab Virignia Satir Themen wie Tod, Krankheit, Scheidung oder auch der Abwesenheit von Familienmitgliedern Ausdruck und schaffte eine eigene Therapiemethode, in der sie familiären System zurück ins Gleichgewicht und in eine offene Kommunkation verhalf.
Man muss bedenken, dass ihre Arbeit in einer Zeit statt fand, in der es um das Aufbrechen von Strukturen ging. Als die Frage nach dem "Wer bin ich?" größer war denn nie.
Ihr erster Bestseller erschien Anfang der 60er Jahre. Der zweite Weltkrieg war längst vorbei, der Vietnamkrieg mitten im Gange, Kennedy erschossen. Söhne und Töchter kamen aus Familien, die der Konformität der 50er Jahre entstammten und oftmals von harten Strukturen und Rollen geprägt waren.
Und dann war plötzlich eine weibliche Stimme hörbar, die von innerer Prozessarbeit sprach, von Ängsten und Unterdrückung innerhalb einer Familie und wie man eben genau daraus entfliehen könne.
Dazu verfasste sie die 5 Freiheiten, die jeder Mensch leben sollte, um zu sich zu stehen:
Die Freiheit zu sehen und zu hören, was im Moment wirklich da ist, anstatt das, was sein soll, gewesen ist oder erst sein wird.
Die Freiheit, das auszusprechen, was du wirklich fühlst und denkst, und nicht das, was von dir erwartet wird.
Die Freiheit zu fühlen, was du fühlst, und nicht das, was du fühlen solltest.
Die Freiheit, um das zu bitten, was du brauchst, anstatt erst auf Erlaubnis zu warten.
Die Freiheit, in eigener Verantwortung Risiken einzugehen, anstatt immer nur auf „Nummer sicher zu gehen“ und nichts Neues zu wagen.
Heute hätte Virginia Satir sicherlich schon mehrere Ted Talks gehalten. Preise bekam sie eh schon zahlreiche. Es bleiben nur kurze TV Ausschnitte von ihr, die einen Eindruck vermitteln, was die gute Virginia an Arbeit geleistet hat.
Als ich vor einigen Jahren in Hamburg durch Zufall zu einem Team von Systemischen Aufstellern kam, die nach der Methode von Viginia Satir arbeiten, konnte ich die Inhalte ihrer Arbeit auch am eigenen Leib erfahren.
Ich persönlich habe mehrere Aufstellungen mit Anna und Ulf gemacht und dabei super spannende Durchbrüche und Einblicke in mein Familiensystem - aber auch mein inneres System erhalten. Beispielsweise habe ich mal mein Herz oder auch meine Weiblichkeit aufgestellt und es war sehr berührend, dem Prozess bei seiner Entfaltung zuzusehen.
Vielleicht ist es genau das, was mich so an der Arbeit von Virginia Satir berührt: Die unmittelbare Erfahrbarkeit. Ich selbst bin ja auch eher Hands on und möchte erleben, um was es geht, statt in Theorien stecken zu bleiben.
Wenn du also das Gefühl hast, in deiner Familie könnte noch mehr Miteinander oder mehr Offenheit sein, lies dich vielleicht mal in die Arbeit und die Tipps von Mutti Satir ein. Lässt sich schon beim nächsten Telefonat mit Mama anwenden und eröffnet wirklich ganz neue Möglichkeiten. Selbst getestet und für gut befunden :-)
Herzensgrüße
Deine Christina
Bild via hier.