Ein guter Atem als Schlüssel zum Glück
Christine Schmid ist nicht nur meine Seelenschwester, sondern auch ein großartiger Atem und Life Coach. Und obwohl wir beide ständig irgendwo in der Welt umhertingel, sind wir an Herz und Hirn verbunden und brauchen nicht viele Worte. Nachdem Christine, 39 Jahre, Anfang diesen Jahres ihre Weiterbildung zum Transformational Breath® Coach in den USA abgeschlossen hat, wurde es aber doch Zeit für ein paar Worte. Denn ich dachte ja immer, atmen funktioniert von ganz alleine. Doch auf die bewusste Atmung kommt es eben an. Also: Schön tief die Luft in den Bauch ziehen und los geht´s zum Gespräch mit Madame Schmid in Hamburg.
Vom Atemcoaching habe ich in der Schweiz schon oft gehört, in Deutschland ist die Atemtherapie aber noch relativ unbekannt. Wie bist Du auf die Ausbildung gestoßen?
Nach einer intensiven Lebenskrise kündigte ich Anfang 2012 meinen Job und nahm ein Jahr Auszeit. Mein Körper signalisierte mir damals immer wieder, dass er mehr Aufmerksamkeit brauchte, also folgte ich diesem „Bauchgefühl“. Nach diesem Jahr fing ich an, als Life Coach zu arbeiten. Hier fehlte mir jedoch der körperliche Aspekt. Ganz nach dem Motto: Raus aus dem Kopf, rein ins Herz. Viele Klienten denken und durchdenken ihr Leben, planen ihre nächsten Schritte, ignorieren dabei jedoch oft ihren Körper. Die wenigsten trauen ihrem Herzen zu, die Antworten zu finden. Ich war genauso.
Also entstand die Idee mehr aus dem Wunsch nach einer eigenen Heilungsmöglichkeit?
Auf jeden Fall. Parallel zu meiner Arbeit suchte ich nach einer Form der Körperarbeit, die wirklich zu mir passt. Ich recherchierte und hörte mich um, doch so richtig sprach mich keiner der Kurse und Ausbildungen an. Eines Tages erhielt ich eine Mail von einer Freundin aus Costa Rica. Sie meinte, sie hätte das richtige gefunden für mich. Und was soll ich sagen… sie hatte absolut Recht. Der Atem ist die perfekte Heilarbeit und Ergänzung zum Life Coaching.
Die Ausbildung hast Du in Amerika gemacht? Wie läuft das ab?
Genau. Schon ein paar Wochen später flog ich das erste Mal nach Kalifornien, USA, um die Ausbildung als Transformational Breath® Coach zu beginnen. Mein Bedürfnis war, die komplette Ausbildung bei der Gründerin Dr. Judith Kravitz zu machen. Die Ausbildung ist intensiv und im ersten Schritt ein individueller Weg der Heilung und Selbstreflexion. Man begegnet sich selbst, seiner eigenen Essenz, Vergangenheit und allen großen Lebensthemen. Später hilft die Ausbildung dabei, bei sich zu bleiben und sich stetig weiterzuentwicklen. Im Februar 2014 habe ich die Ausbildung in Florida abgeschlossen und arbeite seither auch als Atem-Coach.
Richtig atmen lernen … da stutzt man erst einmal. Schließlich atmen wir alle doch jede Sekunde. Was machen wir falsch?
Nichts. Wir alle atmen authentisch. Es gibt kein „falsch“. Der Atem reflektiert immer die aktuelle Lebenssituation einer Person. Je höher der Stresspegel, desto flacher der Atem. An hohen Stresspunkten setzen wir sogar manchmal mit der Atmung ganz aus. Atmen wir über einen längeren Zeitraum unregelmäßig und flach, gewöhnt der Körper sich daran. Verspannungen und Blockaden können entstehen, zu denen beispielsweise auch Kopfschmerzen gehören. In akuten Fällen kann das sogar zu Krankheiten führen. Beim TB® geht es darum, gewohnte Strukturen zu verändern. Dies geschieht, indem wir unsere Atemgewohnheit transformieren. Lernen, das Leben anzunehmen, sich selbst zu akzeptieren und dem Alltag mit Leichtigkeit zu begegnen, sind die zentralen Themen.
Was hat diese „Umschulung“ des Atmens bei Dir persönlich verändert?
Ich war früher ein Profi im Festhalten, habe viel durchdacht, kontrolliert und geplant. Damals habe ich beispielsweise noch rückwärts geatmet, das bedeutet, bei der Einatmung zog ich den Bauch ein und mit der Ausatmung entspannte sich der Bauch. Erst während meiner Ausbildung war es mir möglich, dies zu transformieren und anzugleichen. Der Prozess des Atmens hat mir geholfen, loszulassen und ein Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele zu finden. Ich begegne mir selbst und dem Außen heute mit viel mehr Leichtigkeit und fühle mich im Einklang mit dem Leben.
Wie arbeitest Du konkret mit der Methode? Welche Fortschritte stellst Du fest?
In meiner Tätigkeit als Atem und Life Coach arbeite ich allumfassend mit meinen Klienten. Persönliche Herausforderungen zeigen sich meist in mehreren Bereichen des Lebens. Daher ergänzt sich meine Arbeit für Körper und Geist sehr gut und bildet eine perfekte Kombination. Ich stelle seit einiger Zeit fest, dass immer mehr Menschen auf dem Weg sind, ein ausgeglichenes und glückliches Leben zu führen. Die Frage nach dem „Was ist wirklich gut für mich?“ oder „Was brauche ich?“ wird ja umso lauter, je weniger wir auf unsere Bedürfnisse hören und möglicherweise irgendwann in einer inneren Sackgasse landen. Die Antworten liegen alle in uns und ich begleite meine Klienten in Ruhe und Klarheit auf den Weg, diese Antworten wieder wahrzunehmen und zu achten.
Welche Rolle spielen Emotionen bei der Atmung?
Eine sehr große. Das therapeutische Atmen gibt Gefühlen den Raum, den sie brauchen. Angestautes darf gehen, Unentdecktes darf erblühen. Emotionen sind unmittelbar mit uns und unserem Körper verbunden. Gefühle, die uns nicht länger gut tun, können durch TB® verändert, also transformiert werden. Wir sprechen bei Emotionen wie beispielsweise Angst von niedrig schwingenden Energien. TB® transformiert diese Energien mit Hilfe der Bauch - und Zwerchfellatmung zu höher schwingenden Energien, die Wohlgefühl im Körper erzeugen.
Welchen Nutzen erhalte ich langfristig und wie wende ich die Atmung an?
Am besten in der täglichen Praxis. Häufig ist das Durchbrechen unserer täglichen Struktur eine große Herausforderung für Klienten. Daher ist im ersten Schritt alles wichtig, was dem Klienten möglich ist in Bezug auf die Integration einer neuen, bewussteren Atmung. Der langfristige Nutzen bildet ein entspannteres Gefühl, da Blockaden und Verspannungen losgelassen wurden, mehr Authentizität und das Bewusstsein dafür, was einem gut tut. Das trägt entscheidend dazu bei, dass Krankheiten gar nicht erst auftreten. Der Schlaf wird außerdem intensiver und ausgeglichener, körperliche und geistige Beschwerden dadurch deutlich gelindert.
Kann Schmerz mit Hilfe der Atmung befreit werden?
Ja! Dies ist ein wesentliches Ziel von TB®. Dafür arbeiten wir mit dem sogenannten Bodymapping - eine Art Akupressur. Unser Körper zeigt uns durch Schmerzen deutlich die Stellen, die unsere Aufmerksamkeit benötigen. Anfangs ist es erst ein kleines Signal, kann sich aber bis zu einem lauten, schrillenden Alarm steigern. Durch die Möglichkeit, die Schmerzpunkte quasi zu „beatmen“ und den Fokus uneingeschränkt auf den Körper zu richten, können Schmerzen gelöst und transformiert werden.
Inwieweit prägt die Atmung Deinen persönlichen Tagesablauf?
Idealerweise versuche ich jeden Tag eine halbe Stunde eine „Selfsession“ zu machen. Das gelingt mir mal besser und mal schlechter. Doch mein Fokus ist jeden Tag auf eine gute Atmung und Meditation gerichtet. Einige Minuten habe ich immer dafür Zeit. Ich brauche diese Stille und Ruhe, um in meine Mitte zu kommen und präsent zu sein. Den Rest hole ich mir über die scheinbar so simplen Dinge: Lichtvolles, gesundes Essen, draußen an der Luft sein, körperliche Bewegung, ausreichend Schlaf und wirklich bewusst durch meinen Tag gehen.
Was kann ich jetzt gerade in fünf Minuten an meiner Atmung optimieren?
Wenn es Dir möglich ist, öffne ein Fenster, setze dich in den Schneidersitz auf den Boden oder auf einen Stuhl. Beuge Dein Becken etwas nach hinten, um noch bequemer und aufrechter zu sitzen. Lege die rechte Hand aufs Herz, deine linke auf den Bauch. Öffne den Mund leicht und atme tief ein. Dein Bauch füllt sich mit Sauerstoff und wölbt sich nach außen, ähnlich einem Ballon. Bei der Ausatmung strömt die Luft durch den Mund wieder aus deinem Körper hinaus. Atme so fünf Minuten lang tief ein und aus. Lasse dabei die Muskulatur in den Schultern und Nacken locker, atme mit Leichtigkeit und folge bewusst jedem Atemzug bzw. Deinem Spirit.
Vom Spirit sprichst Du auch auf Deiner Website. Was ist damit genau gemeint?
Das Wort „Spirit“ wird abgeleitet vom Lateinischen spiritus und heisst übersetzt Atem und Leben. Atem ist Lebensenergie - pures Leben und Freude. So wie ich atme, lebe ich. Vielen Menschen sind ihre Besonderheiten, ihre ganz individuelle Schönheit nicht bewusst. Wir orientieren uns im Außen und wollen anders sein. Dabei bemerken und respektieren wir nicht, wie wertvoll und einzigartig jeder von uns ist. Mein Ziel ist gemeinsam mit meinen Klienten Bewusstheit zu ihrer eigenen Schönheit und ihrer persönlichen Lebensfreude zu schaffen.
Bitte vervollständige den Satz: Ein guter Atem ist für mich…
Präsenz. In Leichtigkeit geerdet, mit sich und dem Körper im Einklang. Pures Leben, Freiheit, Frieden und bedingungslose Liebe.
Mehr Infos zu Christine unter christineschmid.com
Fotos: Mark Seelen
Location: Yoga Studio Y8
Interview: Maria Christina Gabriel