Mitgefühl und die eigene Wahrheit
Offenen Herzens Mitgefühl mit sich selbst zu haben, ist für viele ungewohnt. Ich erlebe es als ein ständiges Auf und Ab. An manchen Tagen fühle ich mit mir in Sanftheit und Geduld, an anderen ver- und beurteile ich mich für jede Kleinigkeit. Das Loslassen vom Drama, dem eigenen Opferdenken und allem, was uns im Leben zustößt, die Gründe, warum dieses und jenes einfach nicht zu klappen scheint, stehen an erster Stelle, um wirklich mit sich selbst zu fühlen.
Wie das geht? Nun, ich glaube, es ist eigentlich ganz leicht, doch wie bei allem benötigt es Kontinuität.
Wenn wir verstehen, dass alles, was wir im Außen, in unserer Umwelt wahrnehmen eine Spiegelung unserer Selbst ist, können wir Wiederholungen und Muster ganz einfach durchbrechen. Wenn wir innerlich mal wieder kurz vor dem Durchdrehen sind, kurz mal durchatmen, auf "Pause" schalten und sich fragen: Ist das wirklich meine Wahrheit? Wollen wir so reagieren? Wollen wir unsere Aufmerksamkeit auf das Minus, den Ärger, die Not, etc. legen? Oder sind wir zu etwas Größerem geboren? Ja, ganz genau. In Wirklichkeit wollen wir uns ganz anders fühlen: frei, liebend, geliebt, großartig, großzügig, friedlich, ausgeglichen... Wie wir uns von Herzen fühlen wollen, entspricht unserer Wahrheit.
Diesen Vorgang kann man üben und wieder eine tiefe Verbindung zu den eigenen Gefühlen aufbauen. Das ist essentiell, denn unsere Gefühle leiten uns und zeigen den Weg. Sie sind quasi unserer Kompass und benötigen daher unsere Aufmerksamkeit und Achtung. Praktisch heißt das, sich in die eigenen Emotionen sinken zu lassen und einfach nur wahrzunehmen. Damit entwickelt sich Klarheit über unser Fühlen und das wiederum zeigt uns, wo es langgeht. Es ist dieses Gefühl von Richtigkeit, das wir alle kennen, der Verstand aber nicht erklären kann.
Überall dort, wo wir aktuell noch Angst und Panik spüren, uns unwohl fühlen, am liebsten flüchten würden und keinen Ausweg wissen, hilft es, mit dem Hinterfragen zu beginnen. Schreibt Euch vielleicht auf, welche Antworten aus Eurer Gefühlswelt ihr zu einer bestimmten Situation wahrnehmt. Das können einzelne Worte, Sätze, Farben, Bilder oder einfach nur ein Gefühl wie Rührung sein. Nehmt es wahr und nehmt es an. Ehrlich, liebend und offen Euch selbst gegenüber.
Mit Kontinuität und Achtsamkeit lässt sich die Brücke zu der Gefühlswelt wieder aufbauen und in Entscheidungen einbinden. Und: Wir spüren automatisch, wenn sich in Zukunft etwas nicht stimmig anfühlt und können dem inneren Kompass vertrauen.
Text: Maria Christina Gabriel